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„Krimi-Kaffeezeit“ beim Hörerlebnis Schafmeier in Hille mit „Dornröschens Ende“

Zu einer gemütlichen Lesung mit Andrea Gerecke – und ihrem neuen Fall „Dornröschens Ende“ – lädt Hörerlebnis Schafmeier am Mittwoch, den 13. November, um 15 Uhr ein (Brennhorster Straße 1, 32479 Hille). „Krimi-Kaffeezeit“ ist dann an diesem Ort angesagt, bei dem sonst gutes Hören im Mittelpunkt steht. Neben der Literatur gibt es zum Nachmittag Kaffee und Kuchen fürs leibliche Wohl. Nur mit telefonischer Reservierung unter Tel. 05703-5215219.

Und darum geht es im neuen Krimi: Kaum zu fassen – diesmal bringt doch tatsächlich der ehemalige Mindener Hauptkommissar Alexander Rosenbaum die Botschaft vom Todesfall ins Haus von Floristmeisterin Viola Blumenstengel. Als er einen Strauß für seine Heike kauft, erzählt er von der jungen Frau, die im Tiergarten offensichtlich erwürgt aufgefunden worden war – blumig drapiert: „Ist aus deiner Branche: Felicitas Grünberg.“ Natürlich kennt Viola die Floristin, die gerade fürs Amt als Deutsche Blumenfee im Gespräch ist. Sofort fällt ihr der Eklat am Rande der jüngsten „Internationalen Grünen Woche“ ein, in direkter Verbindung mit dem Vorfall im gefahrvollen Fußgängertunnel beim Internationalen Congress Centrum. Das alles soll Hauptkommissar Jens Pawlowski aufklären? Auf keinen Fall. Also: Ärmel hochkrempeln und mit Tochter Iris zu diesem „blühenden Abgang“ ermitteln…

Einige Passagen aus dem Buch sollen neugierig auf mehr machen, außerdem liefert die Autorin, die in Hille wohnt, Hintergründe zur Entstehungsgeschichte. Im Anschluss wird signiert.

Andrea Gerecke, „Dornröschens Ende“, Berlin-Krimi, CW Niemeyer Buchverlage GmbH,
Taschenbuch, 400 Seiten, 125 x 190 mm, 14 Euro, ISBN 978-3-8271-9290-5, auch als E-Book erhältlich (8,99 €)

Weitsicht

24.10.2024 (Text und Foto Prof. Dr. Wilfried Kürschner, Vechta)

… nicht gegen den Wind

 „Wildplassen is verboden“ – so ist auf einem Schild zu lesen, das in der Innenstadt von Amsterdam in etwa zwei Meter Höhe an einem Laternenmast angebracht ist. Wie gut, dass das Deutsche mit dem Niederländischen verwandt ist und man verstehen kann, dass hier auf etwas Verbotenes aufmerksam gemacht wird. Was genau gemeint ist, ergibt sich aus dem Wort wildplassen aber nicht unmittelbar. Zwar ist sein erster Bestandteil, wild, auch im Deutschen vorhanden, aber zu plassen gibt es nichts Verwandtes, noch nicht einmal im Plattdeutschen, das ja dem Niederländischen oft näher ist als das Hochdeutsche. Worum es geht, wird auf dem Schild durch ein Bild verdeutlicht.

Dort ist ein Strichmännchen abgebildet, dem in Höhe Körpermitte ein satter Strahl entströmt. Ein diagonal durch die Zeichnung gezogener dicker roter Balken zeigt an, dass die dargestellte Handlung nicht vollzogen werden soll. Die verbal auf Niederländisch ausgedrückte Botschaft wird somit durch ein universell verständliches Bild verdoppelt. In der Sprachwissenschaft wird eine solche Vervielfältigung als Redundanz bezeichnet.

Dasselbe Piktogramm findet sich auch auf dem an der gegenüberliegenden Seite am Laternenmast angebrachten Schild. Hier wird auf Englisch verkündet: „No public peeing. Itʼs illegal.“ Mit dieser Steigerung der Redundanz durch Verwendung der internationalen Verkehrssprache Englisch sollte nun wirklich jeder verstanden haben, was gemeint ist, wenn er vielleicht auch hier erstmals auf das englische Wort to pee stößt. Was hat es damit auf sich? Dem „Shorter Oxford English Dictionary“ (meinem Lieblingswörterbuch) ist zu entnehmen, dass pee ein Euphemismus, also ein beschönigendes Wort, für piss ist. Es bezieht sich auf dessen ersten Buchstaben, p, und gibt den Namen dieses Buchstaben, englisch „pi:“, wieder. Man könnte vom „p-Wort“ reden in Anspielung auf das „N-Wort“ für Neger.

Wenn wir uns den englischen Text genauer ansehen, stellen wir fest, dass zwei seiner Wörter lateinische Wurzeln haben: public und illegal. Ersteres geht zurück auf publicus und bedeutet ›öffentlich‹; es gehört zu populus ›Volk‹. In illegal steckt legalis ›rechtmäßig‹, und das il- ist ein lautlich angepasstes in- mit der Bedeutung ›un-, nicht‹. Auch pee kommt in der Langform piss aus dem romanischen Bereich und hat mit pisser einen Vorläufer im Französischen. Von dort wurde es im 14./15. Jahrhundert auch ins Deutsche übernommen, zunächst ins Niederdeutsche, von wo aus es gemeinsprachlich wurde und in der Umgangssprache seinen festen Platz hat, allerdings als derb gilt.

Die Beobachtung, dass zwei, wenn nicht gar drei der sechs Wörter im englischen Text lateinisch-romanischen Ursprungs sind, ist Beleg für die Feststellung, dass fast zwei Drittel des englischen Wortschatzes dorther stammen, dass es sich in dieser Hinsicht beim Englischen nicht um eine gleichermaßen germanische Sprache handelt wie beim Deutschen oder Niederländischen. Es lohnt sich also für den Englischlerner, sich auch dem Lateinischen zu widmen, weil er dann eine Vielzahl von ihm begegnenden Wörtern aus dieser Sprache ableiten kann.

Dass es günstig ist, Latein, die alte Universalsprache, zu können, erwies sich auch beim erwähnten Amsterdam-Besuch. Nach ausführlicher Betrachtung der Wildpinkelverbotsschilder schlenderten wir weiter durch die Stadt, als meine Frau ein Monument erblickte. Es besteht aus sieben meterhohen Säulen aus Metall, die an der Spitze durch sechs Querbalken verbunden sind. Dieser Fries enthält in Großbuchstaben folgenden Text: | HOMO | SAPIENS | NON | URINAT | IN | VENTUM |. Auf Deutsch: „Ein weiser/kluger Mensch/Mann uriniert/pinkelt nicht in/gegen den Wind“. Im Internet ist über dieses im Leidseplein-Viertel platzierte Monument zu lesen, dass es 1991 von der Architektengemeinschaft Zaanen Spanjers errichtet wurde. Bei der Inschrift handele es sich um einen „wisecrack“, eine Witzelei (www.citylikeyou.com/amsterdam).

 Um Näheres zu erfahren und wieder einmal die künstliche Intelligenz ChatGPT auf ihre Leistungsfähigkeit zu testen, stellte ich dort eine Suchanfrage und erhielt in Windeseile folgende Antwort:

„Der Spruch ,HOMO SAPIENS NON URINAT IN VENTUM‘ ist ein lateinisches Sprichwort, das übersetzt etwa bedeutet ,Der weise Mensch uriniert nicht in den Wind‘. Es wird oft als eine metaphorische Warnung verstanden, dass man bei seinen Handlungen und Entscheidungen vorsichtig sein sollte, insbesondere wenn diese negative Konsequenzen haben könnten.

Der Spruch betont also die Wichtigkeit von Weitsicht und Vernunft. In einem weiteren Sinne kann man ihn auch als Aufruf interpretieren, klug zu handeln und sich nicht in Situationen zu bringen, die einem selbst schaden könnten. Es ist eine Art humorvoller oder salopper Lebensweisheit, die oft in Gesprächen verwendet wird, um auf die Bedeutung von pragmatischem Denken hinzuweisen.“

 Nicht schlecht, oder ?

Sieger 2024 - Plattdeutsche Vorlesewettbewerb

Wir bedanken uns für die Einsendung, bei den teilnehmenden Kindern der Grundschule Hille und deren Betreuerin Frau Helga Wittenfeld.

"De Bremer Stadtmusikanten" - Esra Möller 3. Kl.

"De lüttke Hoase" - Lotte Borgmann 2. Kl.

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