Was zum Nachdenken
02.01.2022 (Text Professor Dr. Wilfried Kürschner, Video HH)
2021-Dez-04 Oldenburgische Volkszeitung [Vechta] Münsterländische Tageszeitung [Cloppenburg]
KOLUMNE: NOTIZEN AUS DER SPRACHEBENE
Von Delta zu Omikron
Von Wilfried Kürschner
Alpha, Beta, Gamma, Delta: So heißen die Varianten unseres Corona-Virus, von denen uns besonders Delta die letzten Monate beschäftigte. Die drei Vorläufer sind uns viel-leicht schon wieder aus dem Gedächtnis verschwunden. Seit gut zwei Wochen dreht sich aber alles um die neueste Variante. In den Medien wurde sie zunächst die „südafrikani-sche Variante“ genannt (weil sie Anfang November im südlichen Afrika identifiziert wurde). Daneben war auch die Bezeichnung „B.1.1.529“ in Gebrauch. So wurde die neue Mutation in der Pango-Nomenklatur klassifiziert, die die Abstammungslinien wiedergibt. Diese trockene und schwer zu behaltende Bezeichnung wurde wenig später durch den Namen „Omikron“ ersetzt. Zuständig für diese Umbenennung ist die Weltgesundheitsor-ganisation, WHO („World Health Organization“). Sie greift bei ihren Benennungen auf das griechische Alphabet zurück und verwendet die Namen seiner Buchstaben. Damit will sie die Stigmatisierung oder Diskriminierung von Ländern vermeiden, in denen eine Variante zuerst oder hauptsächlich aufgetreten ist („britisch“ für Alpha, „südafrikanisch“ für Beta und Omikron, „brasilianisch“ für Gamma „indisch“ für Delta, „chinesisch“ für den Wildtyp samt Varianten).
Wieso folgt nun aber auf Delta das Omikron? Eigentlich, könnte man meinen, hätten doch Epsilon, Zeta, Eta, Theta, Jota, Kappa, Lambda, My, Ny, Xi, insgesamt also zehn Zwi-schenglieder, an die Reihe kommen müssen. Das ist auch geschehen (allerdings wurden zwei übersprungen), nur gehören die so benannten Varianten einer als weniger gefährlich eingestuften Sorte an, den „beobachtungswürdigen Varianten“ („Variants of Interest“). Sie dringen nicht mit gleicher Wucht ins öffentliche Interesse wie die „besorgniserregen-den Varianten“ („Variants of Concern“). Deren (bislang fünf) Namen beherrschen wegen ihrer epidemiologischen Brisanz die öffentliche Aufmerksamkeit.
Bei den erwähnten Namen, die übersprungen wurden, handelt es sich um die der Buch-staben Ny und Xi. Der Buchstabe, den wir auf Deutsch Ny („nü“) nennen, heißt auf Eng-lisch nu und wird „nju“ ausgesprochen. Da sich die WHO der englischen Sprache bedient, wurde die Gefahr der Verwechslung mit dem Wort new, das ja ebenfalls „nju“ ausgespro-chen wird, gesehen. Anders lautet die Begründung für das Vermeiden des Buchstabens Xi. Xi sei ein häufig gebrauchter chinesischer Familienname, seine Träger sollten nicht mit der Bezeichnung für ein Virus in Verbindung gebracht werden. Die Vermutung, dass man sich nicht mit dem chinesischen Führer, der den Namen Xi trägt, anlegen wollte, ist wohl nicht zu weit hergeholt. Der chinesische Name Xi und der griechische Buchstaben-name Xi sind, wenn man es genau nimmt, nur in der Schreibung gleich, in der Aussprache aber verschieden. Der chinesische Name spricht sich etwa wie „schi“ aus, der Buchsta-benname im Deutsch wie „ksi“. Im Englischen ist die Diskrepanz noch auffälliger: Chi-nesisch Xi bleibt „schi“, aber griechisch xi ist „ksai“.
Wenn es mit unserem Virus und seiner Variantenbildung so weiter geht, ist die WHO bald am Ende des griechischen Alphabets angelangt. Auf Omikron folgen Pi, Rho, Sigma, Tau, Ypsilon, Phi, Chi, Psi, Omega, insgesamt noch neun Buchstaben. Zu welcherBenennung man danach greifen wird, ist noch offen. Vielleicht Hebräisch: Aleph, Beth, Gimel, Daleth ...?
Wie aus der Aufzählung deutlich wird, gibt es im Griechischen zwei „o“: das o mikron, das ›kleine, kurze o‹, und das o mega, das ›große, lange o‹. Unser o geht auf das „kleine o“ zurück, das Omega hat als Großbuchstabe die Form eines unten offenen O mit zwei seitlichen Füßchen, als Kleinbuchstabe ähnelt es unserem w.
Omega ist der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet, Alpha ist der erste. Darauf geht die Redeweise vom „A und O“ zurück, was die Hauptsache, das Wesentliche, Wichtigste, den Kernpunkt meint. Im deutschen Alphabet nimmt das Zett die letzte Stelle ein, daher „von A bis Z“: ›von Anfang bis Ende, ganz und gar, ohne Ausnahme‹.
Im Weihnachtslied „In dulci jubilo“ wird wohl aus Reim- und Rhythmusgründen Omega zu O verkürzt. Dort heißt es über den neugeborenen Christusknaben: „Alpha es et O“ ›du bist das A und O‹.
Video - Unterschrift: Kirchenmusikerin Johanna Gartmann singt in der Holzhauser Kirche die erste Strophe des Liedes " In dulci jubilo, Nun singet und seid froh". EV. Gesangbuch 35.
Arztbesuch für den alten Feldahorn
Baumkontrolleurin Sibylle Michels erstellt und pflegt Baumkataster der Gemeinde
Könnte er sprechen, hätte er sicherlich viel zu erzählen: Der Feldahorn auf dem Hartumer Friedhof ist zwischen 80 und 120 Jahre alt und mit rund 19 Metern einer der höchsten Bäume auf dem Gelände. Dass es ihm auch im hohen Alter gut geht, er fest im Erdreich steht und ein Pilzbefall früh entdeckt wird, darum kümmert sich Sibylle Michels. Sie ist Sachverständige für die Verkehrssicherheit von Bäumen, kurz gesagt eine Baumkontrolleurin, die im Auftrag der Gemeinde Hille das Baumkataster der Gemeinde erstellt und pflegt.
Die Forstwirtin, die nach ihrer Ausbildung Forstwissenschaft studierte, sich 2004 selbstständig machte und dann auf Baumkartierung spezialisierte, arbeitet seit Dezember 2013 für die Kommune. „Ich erfasse alle auf gemeindlichen Flächen wachsenden Bäume, dokumentiere unter anderem Art, Höhe und Stammdurchmesser und schaue, ob sie verkehrssicher sind.“ Beeinträchtigen beispielsweise Pilze die Standfestigkeit oder hat ein Sturm die Krone erheblich beschädigt, muss ein Ast entfernt oder gar der komplette Baum gefällt werden, informiert sie Baubetriebshofleiterin Dagmar Meinert, die entsprechende Maßnahmen einleitet.
Aktuell sind 6.385 Bäume im Kataster dargestellt. Sie stehen an Straßen, im Kurpark Rothenuffeln, an Kitas und Schulen, auf Friedhöfen und an Feuerwehrgerätehäusern. Meist handelt es sich um Linden, Obstgehölze, Eichen, Buchen, Ahorn und Hainbuchen, selten ist die Esskastanie mit nur drei Vertretern in Nordhemmern, Oberlübbe und Hartum. In Hartum ist sie der Nachbarbaum vom Feldahorn und wird bewohnt von einem Ameisenvolk, das in einer Höhlung im Stammfuß haust. Ist darum die Standfestigkeit des gewaltigen Baums gefährdet? Sibylle Michels greift zu ihrem Schonhammer und klopft die Rinde ab. „Hohl klingt es nicht, da ist also keine Gefahr im Verzug.“
Alte Exemplare wie der Feldahorn und die Esskastanie werden einmal jährlich kontrolliert, junge Bäume alle drei Jahre und stark geschädigte Bäume wie die Eiche am WEZ in Hille alle sechs Monate. Welcher Baum und wie viele pro Monat zu überprüfen sind, legt Sibylle Michels in einem Arbeitsplan Anfang eines Jahres fest. Mal nimmt sie einen im Frühjahr unter die Lupe, um die Krone zu begutachten, mal im Sommer, wenn er voll belaubt ist, mal im Herbst, wenn sich die Pilze zeigen – so erhält sie einen Gesamteindruck vom Zustand. Den Stammumfang misst sie mit dem Messband, mit dem Schonhammer sucht sie nach Hohlräumen, Stammfuß und Krone bewertet sie nach Augenmaß, mit ihrem Schraubenzieher stochert sie in Höhlungen auf der Suche nach Fäulnis, und alle Daten trägt sie in den Laptop ein. Und immer arbeitet sie eng mit dem Baubetriebshof zusammen.
Seit einigen Jahren machen ihr nicht so sehr Baumkrankheiten und stürmische Wetterkapriolen Sorgen, sondern der Klimawandel. „Der Stammumfang des Feldahorns liegt wie bereits bei der letztjährigen Kontrolle bei 2,60 Meter, dabei hätte er etwas zunehmen müssen. Die langen Trockenphasen der Hitzesommer setzen ihm zu.“ Der Wassermangel mache Bäume krankheitsanfällig oder lasse sie absterben. Umso mehr bedauert sie es, wenn kerngesunde Laubbäume auf Privatgrundstücken abgeholzt werden. „Sie zu erhalten, muss Priorität haben, denn durch den Klimawandel werden noch unzählige Bäume verloren gehen.“
Bildunterschrift:
Sibylle Michels misst den Stammumfang des Feldahorns auf dem Hartumer Friedhof.
Foto: Gemeinde Hille
Arztbesuch für den alten Feldahorn
Baumkontrolleurin Sibylle Michels erstellt und pflegt Baumkataster der Gemeinde
Könnte er sprechen, hätte er sicherlich viel zu erzählen: Der Feldahorn auf dem Hartumer Friedhof ist zwischen 80 und 120 Jahre alt und mit rund 19 Metern einer der höchsten Bäume auf dem Gelände. Dass es ihm auch im hohen Alter gut geht, er fest im Erdreich steht und ein Pilzbefall früh entdeckt wird, darum kümmert sich Sibylle Michels. Sie ist Sachverständige für die Verkehrssicherheit von Bäumen, kurz gesagt eine Baumkontrolleurin, die im Auftrag der Gemeinde Hille das Baumkataster der Gemeinde erstellt und pflegt.
Die Forstwirtin, die nach ihrer Ausbildung Forstwissenschaft studierte, sich 2004 selbstständig machte und dann auf Baumkartierung spezialisierte, arbeitet seit Dezember 2013 für die Kommune. „Ich erfasse alle auf gemeindlichen Flächen wachsenden Bäume, dokumentiere unter anderem Art, Höhe und Stammdurchmesser und schaue, ob sie verkehrssicher sind.“ Beeinträchtigen beispielsweise Pilze die Standfestigkeit oder hat ein Sturm die Krone erheblich beschädigt, muss ein Ast entfernt oder gar der komplette Baum gefällt werden, informiert sie Baubetriebshofleiterin Dagmar Meinert, die entsprechende Maßnahmen einleitet.
Aktuell sind 6.385 Bäume im Kataster dargestellt. Sie stehen an Straßen, im Kurpark Rothenuffeln, an Kitas und Schulen, auf Friedhöfen und an Feuerwehrgerätehäusern. Meist handelt es sich um Linden, Obstgehölze, Eichen, Buchen, Ahorn und Hainbuchen, selten ist die Esskastanie mit nur drei Vertretern in Nordhemmern, Oberlübbe und Hartum. In Hartum ist sie der Nachbarbaum vom Feldahorn und wird bewohnt von einem Ameisenvolk, das in einer Höhlung im Stammfuß haust. Ist darum die Standfestigkeit des gewaltigen Baums gefährdet? Sibylle Michels greift zu ihrem Schonhammer und klopft die Rinde ab. „Hohl klingt es nicht, da ist also keine Gefahr im Verzug.“
Alte Exemplare wie der Feldahorn und die Esskastanie werden einmal jährlich kontrolliert, junge Bäume alle drei Jahre und stark geschädigte Bäume wie die Eiche am WEZ in Hille alle sechs Monate. Welcher Baum und wie viele pro Monat zu überprüfen sind, legt Sibylle Michels in einem Arbeitsplan Anfang eines Jahres fest. Mal nimmt sie einen im Frühjahr unter die Lupe, um die Krone zu begutachten, mal im Sommer, wenn er voll belaubt ist, mal im Herbst, wenn sich die Pilze zeigen – so erhält sie einen Gesamteindruck vom Zustand. Den Stammumfang misst sie mit dem Messband, mit dem Schonhammer sucht sie nach Hohlräumen, Stammfuß und Krone bewertet sie nach Augenmaß, mit ihrem Schraubenzieher stochert sie in Höhlungen auf der Suche nach Fäulnis, und alle Daten trägt sie in den Laptop ein. Und immer arbeitet sie eng mit dem Baubetriebshof zusammen.
Seit einigen Jahren machen ihr nicht so sehr Baumkrankheiten und stürmische Wetterkapriolen Sorgen, sondern der Klimawandel. „Der Stammumfang des Feldahorns liegt wie bereits bei der letztjährigen Kontrolle bei 2,60 Meter, dabei hätte er etwas zunehmen müssen. Die langen Trockenphasen der Hitzesommer setzen ihm zu.“ Der Wassermangel mache Bäume krankheitsanfällig oder lasse sie absterben. Umso mehr bedauert sie es, wenn kerngesunde Laubbäume auf Privatgrundstücken abgeholzt werden. „Sie zu erhalten, muss Priorität haben, denn durch den Klimawandel werden noch unzählige Bäume verloren gehen.“
Bildunterschrift:
Sibylle Michels misst den Stammumfang des Feldahorns auf dem Hartumer Friedhof.
Foto: Gemeinde Hille